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PEGASUS




PEGASUS
Skulptur zwischen Himmel und Erde.

Carmela Thele


Seit der Antike ist das geflügelte Pferd das Attribut des Dichters, ein Sinnbild geistiger Inspiration. Benoît Decque bekennt sich mit dieser Arbeit, die bereits 2004 in Schwabwiller / Frankreich gezeigt wurde, zur poetischen Intuition als Beweggrund der bildenden Kunst. Als Skulptur im öffentlichen Raum erzeugt sie Wirkungen, die alle Wesenmerkmale der Skulptur als Denkmal negieren: Volumen, Gewicht, Erdverbundenheit. Herstellung und Material sind für den Bewunderer des Konzept-und Installationskünstlers Sarkis dennoch von großer Bedeutung. Während andere konzeptionell arbeitende Künstler die Realisation Hilfskräften überlassen, übernimmt der Franzose weitgehend die Ausführung seiner Ideen. Die Handlung als solche zählt, obgleich er demonstrativ den subjektiven Ausdruck – Expressivität – vermeidet. Deutlicher als im „Pegasus“ wird dies in seiner Aktion „Tracé gyrostatique“, während der er mit Hilfe eines Fahrrads eine monumentale Zeichnung erzeugt. Wiederholt fährt Decques im Kreis durch blaue Farbflecken. Die Perfektion des Kreises hängt vom Gleichgewichtssinn ab, also seiner Beherrschung der Schwerkraft. Dasselbe gilt für die Kreis-Zeichnungen, den „Obsessionelles Gravitations, Dessins à bille“, die, aus der Armbewegung des Künstlers heraus entstanden, nichts weiter sind als Protokolle der körperlich-geistigen Energie des Akteurs. Durch leergelassene Flächen entsteht Räumlichkeit, der Eindruck einer Kugel oder das Bild eines Planeten. Die Spuren auf dem Papier, die spannungsreichen Kreiselbewegungen wiederum übertragen sich auf die Kugel an der Spitze des Kugelschreibers. Die Summe solcher, sehr bewusst inszenierter Details bilden das Gespinst, aus dem sich die Poesie solcher künstlerischen Arbeiten ergibt.

Oftmals beruhen Decques Projekte im öffentlichen Raum auf der Interaktion mit dem Publikum. 2001 ließ er einen riesigen „Teppich“ aus Holzscheiten über einen sanften Hügel nahe Gesves/Belgien legen, um die sanfte Schwingung der Landschaft für den Betrachter nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar zu machen. Er forderte die Besucher sogar auf, die Schwingung der Landschaft mit einer Handbewegung nachzuvollziehen. Dieser Arbeit scheint der „Pegasus“ verwandt. Ist die aktuelle Skulptur im Ostauepark also als Aufforderung zu verstehen, der Bewegung des geflügelten Pferdes im Geiste zu folgen, selbst mental die Schwerkraft zu überwinden?
Als Teilnehmer des Skulpturenparks Karlsruhe 2003 am Ettlinger Tor baute Decques einen „Läufer“ aus Holz, eine mannshohe Schachfigur mit dem Titel „Le Fou“. Das bedeutet im Französischen soviel wie „der Verrückte“, ist aber auch der Name der Schachfigur, die diagonale Züge unterschiedlicher Länge erlaubt. Seine damalige Arbeit war als Kommentar zum Fächer-Grundriss der Stadt Karlsruhe zu verstehen. Sie war aber auch eine ortsunabhängige, mobile Skulptur mit potentiellem Bewegungsradius, wie es der „Pegasus“ auf symbolischer Ebene auch ist. Zu diesen Parallelen kommt die Mehrdeutigkeit des Titels, denn auch ein Sternenbild in der antiken Astronomie heißt Pegasus. Die Komplexität der Skulptur für den Ostauepark enthüllt sich umso deutlicher vor der Folie seines bisherigen Werks. „Pegasus“ lässt sich aber auch als leichtfüßige Arbeit zu lesen, das im übergeordneten Sinne von Transformation erzählt, von dem Geheimnis der Umwandlung von Energie mit den Mitteln des Geistes.